Archiv der Kategorie: Braunschweig

Die Perser
Matthias Langer

Statement: Die Perser

Die Aufführung Die Perser anlässlich der Theaterformen 2008 hat in Braunschweig für großes Aufsehen gesorgt. Das lag sicherlich auch daran, dass ca. 400 Braunschweiger Bürger den Chor gesprochen und das Publikum über die Bühne getrieben haben. Boris Mikhailov hat die Laienschauspieler fotografiert und ihre Portraits hingen an den Litfasssäulen im Stadtbild, um auf die Inszenierung hinzuweisen.

Diese Fotografie ist während einer Aufführung entstanden und zeigt das ganze Stück. Die Belichtung begann mit dem ersten Satz und endete mit dem Schlußapplaus. Die Fotografie zeigt das ganze Stück, lässt aber nicht alles erkennen.

Biografie

geboren 1970 in Varel (Friesland)
lebt in Varel, Braunschweig und Binz
arbeitet mit den Medien Malerei, Fotografie und Licht

2004 Meisterschüler der HBK Braunschweig bei Prof. Dörte Eißfeldt
2003 Diplom Freie Kunst bei Dörte Eißfeldt (Fotografie) und Lienhard v. Monkiewitsch (Malerei)
2001 Diplom Grafik-Design in Fotografie und Typografie
1993 Wechsel an die Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig
1990-1993 Kunstpädagogik und Mathematik in Oldenburg

 

 

 

 

 

 

Gedenkstätte Buchhorst
Stefan Koppelmann

Statement: Gedenkstätte Buchhorst

Im November 2003 wurde in der Buchhorst an den ehemaligen Schießständen der Wehrmacht eine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus der Öffentlichkeit übergeben.
Zwischen 1940 und 1945 waren die Schießstände für Exekutionen genutzt, unter anderem wurde dort der belgische Offizier Arnould van de Walle hingerichtet.

Mit finanzieller Unterstützung des Kloster-Studienfonds und des Friedenszentrums hatten Studenten der HBK im Rahmen eines Studienprojektes verschiedene Formen des Erinnerns geschaffen. Eine dieser Form war die Sichtbarmachung von Schusslinien einer Exekution durch aufgespannte Fäden.

Die Fotos zeigen diese Fäden, bereits etwas angegriffen durch die Natur, aber noch gut erhalten. Mittlerweile ist diese Installation nicht mehr vorhanden.

Ich bin gerne in der Buchhorst, nutze sie zum Spaziergang oder zum Joggen.
Die Gedenkstätte verfolge ich mit großer Anteilnahme, besonders ergriffen bin ich vom Abschiedsbrief, den Arnould van de Walle seinen Angehörigen in den letzten Stunden geschrieben hat. Dieser Brief muss Mahnung und Richtschur für unsere Jugend sein. Möge die Gedenkstätte lange erhalten bleiben.

Biografie

geboren in Bad Harzburg
lebt seit 1979 in Braunschweig
Studium Maschinenbau an der FH Wolfenbüttel
beruflich tätig in der IT-Branche
fotografischer Autodidakt

Siedlung Lehndorf
Gerd Vennemann

Statement: Siedlung Lehndorf

Die Fotografien der Serie Siedlung Lehndorf sind Teil einer Bestandsaufnahme und Spurensuche, die Gerd Vennemann auf zahlreichen Spaziergängen durch die Braunschweiger Siedlung Lehndorf unternahm, um die baulichen Veränderungen an den ehemaligen Siedlungshäusern zu dokumentieren. In einer dieser ruhigen Straßen des Vorortes hatte er mit seiner Familie in den 1960er Jahren zeitweise gelebt.

Im Vorübergehen und als Serie angelegt, fotografierte Vennemann das veränderte Erscheinungsbild seines ehemaligen Wohnquartiers mit einer Spiegelreflexkamera; einige – frühe – Aufnahmen machte er mit einer Polaroid-/Sofortbildkamera.

Dem Fotografen zeigte sich ein Panorama des unvermeidlichen Wandels eines Lebensstils, dem
Pragmatismus der Menschen geschuldet, die hier seit Jahrzehnten stadtnah und zugleich in grüner Umgebung leben.
Lehndorf Siedlung wurde 1934 für Neusiedler gebaut. Seitdem wurden die schlichten Häuser den jeweiligen Bedürfnissen angepasst, der zunächst enge Wohnraum erweitert und umgebaut.
Zusätzlich zu den ursprünglichen Kleinsiedlerhäusern aus Vennemanns Jugend entstanden im Lauf der Jahrzehnte zweigeschossige Doppelhäuser und stattliche Einfamilienhäuser.

Die früher als Nutzgärten angelegten Vorgärten mit Obstbäumen sind mittlerweile für die Bewohner nicht mehr zeitgemäß und umgewandelt worden in gepflasterte Einfahrten mit Parkplätzen für PKW oder im Winterquartier abgestellte Wohnwagen. Eine umfangreiche Selbstversorgung der Bewohner mit Obst und Gemüse wurde hier längst aufgegeben – sie ist heute nur ein Relikt aus der Nachkriegszeit und aus Gerd Vennemanns Erinnerung.
Neu für Vennemann waren auch Giebel in zahlreichen Varianten und unterschiedlich ausgebaute Dächer. Diese Motive machen einen großen Teil der Fotoserie aus, stets frontal vom Bürgersteig aus aufgenommen. Die verschiedenen Dach-Varianten veränderten das früher einheitliche Erscheinungsbild dieser vorstädtischen Kleinsiedlung stark, deshalb lagen sie im Fokus des Fotografen bei dieser Bildserie.

Biografie

geboren 1947 in Braunschweig
verstorben 2007 in Berlin

Ausbildung zum Positivretoucheur bei der Firma Köhler & Lippmann, Braunschweig
ab 1966 erste berufliche Tätigkeit in der Werbung
1967 – 1969 Ausbildung zum Fotografen an der Fotofachschule im Lette-Verein, Berlin
1970 – 2006 Fernseh-Kameramann in Berlin bei über 200 Dokumentationen, u.a. 1984 – 2000 Kamera für die ARD/SFB-Reihe „Berliner Nachtschwärmer“
seit 1970 freiberuflicher Fotograf neben der Kamera-Tätigkeit
seit 1989/90 Dokumentation zu Veränderungen im öffentlichen Raum
seit der deutschen Wiedervereinigung; Porträtfotografie, Fotoserien, Sequenzen zu Themen der Alltagskultur und Gegenständen des alltäglichen Lebens. Dabei stand das Provisorische,
Unprofessionelle, auch Absurde, das eher nicht Glamouröse im Vordergrund.

Architektur der 1960er Jahre, Nachkriegsmoderne
Sema Kaya

Statement: Architektur der 1960er Jahre, Nachkriegsmoderne

Als Architekturstudentin fasziniert mich besonders die Architektur der 1960er Jahre. Architekten wie Friedrich Wilhelm Kraemer, Walter Henn, Dieter Oesterlen, die die Braunschweiger Schule der 1960er Jahre bilden, prägen die Stadt Braunschweig in ihrer Architektur und Identität.

Als fotografischen Stil habe ich versucht, die Stadt und die Architektur in einer sachlichen Art und Weise zu dokumentieren (sachliche Fotografie).

Biografie

geboren 1990 in Iserlohn
Masterstudentin – Architektur, TU Braunschweig

seit 2002 Beschäftigung mit Fotografie
Hobbyfotografin (Mode, Architektur,…)
Kleingewerbliche Tätigkeit als Fotografin / Künstlerin unter dem Namen Sema Kaya Photography
Mitwirkung beim Fotoworkshop von Wolfgang Zurborn, TU Braunschweig
Studentische Mitarbeiterin beim Institut für Entwerfen und Raumkomposition,TU Braunschweig
Studentische Mitarbeiterin bei der Öffentlichkeitsarbeit, TU Braunschweig
Studentische Mitarbeiterin für Fotografie & Dokumentation beim Institut für experimentelles Entwerfen, TU Braunschweig
2014 Fotowettbewerb Zenith, 3.Platz
2013 Fotowettbewerb Umweltbundesamt, 2.Platz

 

der affenfelsen
Jule Lagoda

Statement: der affenfelsen

er ist ein allseits bekanntes konstrukt. über die jahre haben er und sein umfeld sich vertraut gemacht. seit 1976 hat er sich in die nachbarschafts-architektur und in das gedächtnis aller integriert. sein brutalistisch anmutender baustil ermöglicht es, viele menschen auf wenig raum unterzubekommen. dies ist eine der zentralen ideen des wohnens der 1960er/70er jahre.

zwar bei vielen unbeliebt, muss man dennoch von einem ästhetischen koloss reden. er hält die balance zwischen individueller form und massenabfertigung. ein passendes bild zu unserer gesellschaft, die auf der einen seite geprägt ist vom drang nach individualität und auf der anderen durch einen immerwährenden überfluss von gleichen produkten davon abgelenkt wird.
nun wird der renovierungsbedürftige felsen „überklebt“.
was passiert durch seine neue fassade? wird er gezwungener weise eine neue identität annehmen?
ich als nachbarin kann mir nur schwer vorstellen den gewohnten anblick aus dem badezimmerfenster mit einem neuen auszutauschen. seine neue hülle, glatt und in schwarz/rot, birgt nicht die gleiche materialität.
man kann die zukünftige schon erahnen.
das bisher sichtbare der neuen fassade wirkt wie aufgesetzt.
vergleichbar mit der bevorstehenden aufstockung der mietpreise, die durch die renovierung zustande kommt.

geht es um notwendige instand-haltung oder unnötige eliminierung eines zeugnisses architekturaler geschichte?

in jedem fall: lasst uns diesen ästhetischen giganten in guter erinnerung behalten!

es lebe der affenfelsen! es lebe das (regionale) gedächtnis!

 

Biografie

geboren 1992 in Wuppertal
Studentin der Kunst-& Erziehungswissenschaften an der Hochschule für Bildende Künste und der Technischen Universität in Braunschweig
zzt. Teil der Leitung in der Galerie für Fotografie, Hannover

Eins werden // Becoming One
Daniel Müller Jansen

Statement: Eins werden // Becoming One

Die Motive aus der Serie Eins werden spüren dem Verhalten von Menschen an kulturtouristisch interessanten Plätzen in der Braunschweiger Altstadt nach. Im Fokus steht ein kontemplativer  Moment, in dem die Agierenden für einen kurzen Augenblick innehalten und das jeweilige Bauwerk betrachten. Dabei zeigen die Fotografien nicht inszenierte, sondern ausschließlich vorgefundene und authentische Momente.

Die Touristen treten bis an einen bestimmten Punkt an das jeweilige Monument heran und verweilen dort für kurze Zeit – sie betrachten es und reflektieren das Gesehene. Sie befinden sich auf einer Sinnsuche! Durch das Innehalten und Betrachten entsteht das Eins werden sowohl zwischen den Touristen und dem Bauwerk, als auch auf einer zwischenmenschlichen Ebene unter den gezeigten Personen, die sich so als familiäres Konstrukt dem Betrachter der Fotografien offenbaren.

Im Bildaufbau erscheinen die Architekturen statisch und monumental – die gezeigten Personen befinden sich in der Bildmitte in einer optischen Balance zu diesen Architekturen. Die Orte werden zu einer Kulisse, vor denen die flüchtigen Handlungen der Touristen in ein Bild  überführt werden.

Mit Distanz werden dem Betrachter Handlungsmuster in der Aneignung von Orten vor Augen geführt – ein ephemeres Eins werden von Personen und Raum – welches ebenso rituellen wie authentischen Charakter besitzt.

Die Serie Eins werden ist neben Braunschweig in 14 weiteren Städten in Europa entstanden.

Biografie

geboren 1978 in Düren
lebt und arbeitet in Berlin

Ausbildung
2009 – 2010 Förderung durch das Gründungslabor der Hochschule für Künste Bremen
2009 Diplom bei Prof. Peter Bialobrzeski an der Hochschule für Künste Bremen
2004 – 2009 Studium Integriertes Design mit Schwerpunkt Fotografie bei Prof. Peter Bialobrzeski, Wolfgang Zurborn und Prof. Michael Glasmeier an der Hochschule für Künste Bremen

Auszeichnungen und Preise
2013 Europäischer Architekturfotografie Preis, Anerkennung
2012 The second International Street Photography Award London, Finalist
2011 Pixelprojekt Ruhrgebiet, Aufnahme in die Sammlung
2011 Senator für Kultur Bremen, Förderung der Ausstellung und des Buchprojekts „Kill Your Darlings“
2010 Haus der Photografie, Deichtorhallen Hamburg, 1. Preis in der Kategorie „Best Portfolio“
2010 Bridges Fotoproject Emscher Zunkunft, Preisgewinner

Ausgwählte Einzelausstellungen
2016 Schau_Platz_Stadt (mit Susanne Lauer), Galerie Geyso20, Braunschweig
2015 Cospeda – South Africa (mit Sebastian Jung), The Grass Is Greener Galerie, Leipzig
2014 Realities (mit Georg Brückmann), Galerie Queen Anne, Leipzig
2010 there is me & there is you, Kulturreich Galerie, Hamburg
2009 there is me & there is you, Galerie der Dechanatstraße, Bremen

Ausgewählte Gruppenausstellungen
2015 PIN UP !, Pavlov´s Dog Galerie, Berlin
2014 New Projects / Projektzeit, Wissenschaftspark Gelsenkirchen
2013 Concrete Poetry – The Bridges Collection, Kunstmuseum Bochum
2013 Focus of Attention / Im Brennpunkt, Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt a. M.
2012 Kill Your Darlings, Neues Kunstforum, Köln
2012 Bildspuren – Unruhige Gegenwarten, Darmstädter Tage der Fotografie

www.mueller-jansen.com

Ägidienviertel Braunschweig – Architektonische Gegensätze
Jan Gäbler

Statement: Ägidienviertel Braunschweig – Architektonische Gegensätze

Im Zentrum Braunschweigs befindet sich mit dem Viertel rund um die Ägidienkirche ein spannendes Quartier, das von vielen architektonischen Gegensätzen geprägt ist. Hier finden sich Ägidienkirche und Geburtshaus von Louis Spohr aus dem 14. Jahrhundert, Mehrfamilienhäuser aus der Gründerzeit und der Nachkriegszeit sowie moderne, repräsentative Einfamilienhäuser mit Gartengrundstück.
Diese Fotoserie, die in einem Umkreis von nur 150 Metern aufgenommen ist, spürt die Verschiedenartigkeit auf: alt und neu, romantische Gartenidylle und düsterer Wohnbau, farbenfrohe, kleinteilige Fachwerkarchitektur und schlichtweiße Putzfassaden.

Biografie

geboren 1964 in Hamburg
seit 1975 Fotografie als Hobby, Schwerpunkte Landschaft, Reisen
seit 2014 Mitgliedschaft in der AG Fotografie der VHS Braunschweig
seit 2015 Leiter der Fotogruppe der Fraunhofer-Institute Braunschweig

2015 Gruppenausstellung „Einzigartig“, AG Fotografie, Braunschweigische Landessparkasse
2014 Ausstellung „Städte“, Fraunhofer-Institute, Braunschweig
2014 Gruppenausstellung „Abbilder“, AG Fotografie, Braunschweigische Landessparkasse
2009 Ausstellung „Natur, Landschaft, Architektur“, MLP Geschäftsstelle
2007 Ausstellung „Elemente, Strukturen“, Fraunhofer-Institute, Braunschweig

Braunschweiger Durchblicke
Manfred Bannenberg

Statement: Braunschweiger Durchblicke

Er kam in die Stadt der Liebe wegen. Er kannte sie nicht, war nur einmal, vor langer Zeit als Filmassistent für einen Tag dagewesen. Nun „ergeht“ und „erradelt“ er sich die Stadt. Neugierig. Sie gefällt ihm, ist übersichtlich und doch nicht geordnet. Alt und Neu, Klein und Groß sind irgendwie zusammengefügt. Die Bilder, die entstehen, sehen aus wie eine „Realmontage“. Nicht geschlossene Fassaden und Formen, sondern Aufbrüche und Durchblicke. So als würden unterschiedliche Epochen und Zeiten aufeinander und über- und untereinander liegen

Biografie

Geboren in Bochum

Ausbildung
Schriftsetzerlehre
Werkkunstschule Dortmund
Folkwangschule Essen
Hochschule für Bildende Künste Hamburg
Filmassistenz

Eigene Arbeiten im Dokumentarfilmbereich und für Fernsehanstalten als Autor / Regie / Kameramann und als freier Fotograf / Bildermacher.

Rollei – Fortschritt der Fotografie, ein Nachruf
Matthias Franke

Statement: Rollei – Fortschritt der Fotografie, ein Nachruf

„Rollei, Fortschritt der Fotografie“.

So stand es über dem ehemaligen Rollei Werk an der Salzdahlumer Straße und so stand es auch in den 70 Jahren über der Fußgängerbrücke, die vom Braunschweiger Hauptbahnhof zum „Atrium Bummel-Center“ führte. Alles Vergangenheit: die Brücke und das Schild sind weg und von Rollei blieb nur der Name.

Dr. Matthias Franke konnte im November 2014, in den letzten Tagen von „Franke & Heidecke“ – so hieß Rollei schon bei der Gründung 1928 – dokumentieren, wie in einer kleinen Insel im ehemaligen großen Rollei-Werk eine Handvoll von Mitarbeitern an Objektiven und Gehäusen schraubte, die einst wirklich für den „Fortschritt der Fotografie“ standen und so nie wieder gebaut werden (können).

Inzwischen wurde alles en bloc verkauft, die Menschen entlassen und die Räume stehen leer.

Die Fotos zeigen die Faszination für das „Kunst-Handwerk“ Objektiv- und Kamerabau: Die Hochachtung für die Menschen, die dies zum Teil über Jahrzehnte vollbrachten, aber auch das Produkt „Rollei 6×6 Kamera“ an sich.

Biografie

Jahrgang 1960, besuchte das Rolleiwerk erstmalig als Jugendlicher in der Zeit des Singapur-Desaster im Jahre 1972 (der Vater seines Freundes war damals technischer Direktor und verlor wie hunderte andere seinen Job) und wurde ab 1994 der letzte Betriebsarzt von Rollei.

Aus der Zeit als Betriebsarzt bei Rollei stammt auch seine Rollei 6003 Ausrüstung, die heute noch gelegentlich genutzt wird – die Bilder entstanden allerdings mit einer Canon D 60.

Strassenbahn nach Riddagshausen
Rainer Löwen

Statement: Strassenbahn nach Riddagshausen

Aus einem Wikipedia-Artikel über die Braunschweiger Straßenbahnlinien ist zu entnehmen, dass die Linie nach Riddagshausen offenbar erst nach 1945 gebaut wurde und eine zeitlang bei Ausflüglern sehr beliebt war – bis die zunehmende Individual-Motorisierung die Bahn unattraktiv machte und sie im Jahre 1963 stillgelegt wurde.

Die Gleise wurden jedoch zunächst nicht entfernt, jedenfalls nicht vollständig. Längs der Ebertallee im Bereich zwischen Georg-Westermann-Allee und Herzogin-Elisabeth-Straße lagen sie noch im Jahr 2006 und 2007, waren allerdings überwuchert von einem kleinen Wäldchen hauptsächlich aus Hainbuchen. In dieser Zeit sind die Fotos entstanden.

Ganz so als sei das Fotografieren einer verantwortlichen Person aufgefallen und dadurch das Versäumnis ihr zu Bewusstsein gekommen, wurde der Gleiskörper nur ein oder zwei Jahre später aufgerissen und die Gleise wurden entfernt.

Erst jetzt, im Jahre 2016, ist mir aufgefallen, dass dabei Reste zurückgeblieben sind, die die Bäume nicht hergeben wollten – zu sehen auf dem letzten Bild der Serie.

Die Fotografien wurden mit einer Canon 5D und Tilt- und Shift-Objektiven von Canon ausgeführt. Dies ergibt die Möglichkeit, die Gleise in ihrer ganzen Ausdehnung scharf darzustellen, während gleichzeitig alles darüber und darunter mehr oder weniger verschwimmt. So erhalten die Gleise trotz des sie verdeckenden Baumgewirrs eine deutliche Präsenz.

Biografie

geboren 1947
Professor für Mathematik
seit 1987 in Braunschweig
seit 2015 im Ruhestand

Fotografische Arbeit seit 1970, damals schwarz-weiß mit eigener Laborarbeit. Später auch Farb-Dias und um 1980 Arbeit mit Linhof-Fachkameras. Fotografie von Mitte der 1980er Jahre bis 1995 eingestellt. Damals Beginn der Bildbearbeitung am Rechner, zunächst mit digitalisierten Dias. Mit der Markteinführung der Canon D300 Einstieg in die volldigitale Fotografie.

Ausstellungen
seit Mitte der 1990er Jahre:
Technischen Universität Braunschweig (alte Mensa, Mensa Katharinenstraße)
Universität Lüneburg
Torhaus des Botanischen Gartens (zusammen mit Ingeborg Hollmeyer)
Kloster Brunshausen bei Bad Gandersheim
Galerie Hedehusum auf Föhr (zusammen mit Sabine Hoppe)
Atelier der Bildhauerin Sabine Hoppe (zusammen mit Sabine Hoppe)

Meine Themen finde ich überall da, wo Dinge verfallen oder ein Schattendasein führen und wo das aufmerksame Auge der Kamera bisher unentdeckte Reize aufspüren kann.