Auszüge aus dem Werk von Rudolf Flentje
Rudolf Flentje

Das Phänomen Zeit ist der Ausgangspunkt für das fotografische Schaffen des für die Braunschweiger Zeitung tätigen Fotojournalisten Rudolf Flentje. In seiner freien künstlerischen Arbeit fokussiert sich der 1951 geborene Autodidakt darauf, die Eindrücke des Augenblickes durch die Fotografie festzuhalten und atmosphärische, subjektive Erinnerungsstücke für die Nachwelt zu schaffen. Im Rahmen der dokumentarischen Fotografie setzt sich Flentje mit den Veränderungsprozessen in der Natur und den Bewegungsmechanismen der Gesellschaft auseinander. In diesem Zusammenhang geht es Flentje um die Dokumentation von Zuständen, die im Vergleich Zusammenhänge erkennen lassen und Veränderungen aufzeigen. Seine Motive findet er dabei eher zufällig. So ist vermutlich auch das Foto „Lucklum“, aufgenommen nahe des Wohnortes des Fotografen in Evessen, eher spontan entstanden. Es zeigt eine idyllische Winterlandschaft, eingebettet in Schnee und Eis. Nichts scheint die Ruhe an diesem Ort zu stören, in welche die vereiste Landschaft eingetaucht ist. Dagegen steht die Fotografie „Schnellstraße Richtung Wolfenbüttel“ im starken Kontrast und hebt die Geschwindigkeit hervor, mit welcher sich die auf der Straße fahrenden Autos und ihre Insassen bewegen. Dem Thema der Entschleunigung begegnet Flentje durch seinen eigenen Rückzug in die Natur. Sein Wohnort, Evessen, liegt an der Elm, etwa 20 km von Braunschweig entfernt. Die tägliche Fahrt nach Braunschweig ermöglicht Abstand und Distanz, die mit der Hektik seines beruflichen Alltags und der Kurzlebigkeit der Pressefotografie kontrastiert. „Da draußen hat das Leben einen anderen Rhythmus, ich denke, auch einen, der den Menschen besser bekommt.“¹ Das „Fliehen“ aus dem städtischen Umfeld hinein in die kraftgebende und ruheschenkende Natur lässt sich auch im Bild „Harzblick“ erahnen. Der Blick wird aus einem sich bewegenden Vehikel auf den Gipfel eines Berges gelenkt. Dennoch können Fotografien nur einen kurzen Moment visuell einfangen, eine Erinnerung an die sinnliche Erfahrung der Landschaft geben, so Rudolf Flentje.² [cm]


¹ Berger, Andreas: Rudolf Flentje in Camera brunsviga: Photographie in Braunschweig – Braunschweig in Fotografien, hg. von aginmar.de, Braunschweig: Appelhans, 2001., S. 75.
² Vgl., S. 75.