Spuren der Veränderung im begrenzten Raum I
Michael Ewen

Statement: Spuren der Veränderung im begrenzten Raum  I

Die Tatsache, dass heute die exotischsten Winkel der Welt dem Massentourismus mit dem damit verbundenen Abbildungswahn anheimfallen, hat bei mir eine Gegenreaktion erzeugt, die Dinge meiner unmittelbaren Umgebung fotografisch in den Fokus zu nehmen.

Dazu sind zwei Fotoserien entstanden mit den Titeln „Spuren der Veränderung im begrenzten Raum I“ und „Spuren der Veränderung im begrenzten Raum II“.

Bei der Serie „Spuren der Veränderung im begrenzten Raum II“ ist mein unmittelbares Lebensumfeld (Wohnung/Atelier) Ort meiner fotografischen Beobachtungen.

In der Fotoserie „Spuren der Veränderung im begrenzten Raum I“ ist der Fokus meiner fotografischen Auseinandersetzung eine ganz normale Sandgrube in der Nähe von Helmstedt.

Dort sind mehr als 1.000 analoge und ca. 500 digitale Aufnahmen entstanden. Neben der dokumentarischen Sicht, die dauernde Veränderung dieser vom Menschen geformten Landschaft zu beobachten, bietet dieser Ort die Möglichkeit, neben dem realen Ort eine andere Welt zu entdecken. Dieser Ort ist eine Art Fenster zu einer anderen, fernen Welt, zu einer Welt der Fantasie, Illusion und Imagination. Durch Lichtführung und Kontrastreichtum in den Abbildungen entsteht ein gewisser Abstraktionsgrad, der vom Dokumentarischen abweicht zu einer Verallgemeinerung, die dem Betrachter genügend Raum lässt, einen eigenen Ort der Fantasie zu imaginieren.

Der Feuilletonredakteur Martin Jasper charakterisierte diese Bildserie in der Buchpublikation „Camera Brunsviga“ sehr treffend:
„Eine ganz normale gelbweiße Fotopapier-Kiste. Darin eine fremde Welt. Schroffe Felsen, die gen Himmel ragen wie im Mittleren Atlas Marokkos. Schrundige Abbrüche, pittoresk verschattet wie der Grand Canyon im Abendsonnenschein. Vom Sand fast verwehte Reifenspuren wie Überbleibsel einer Wüsten-Expedition. Ausgetrocknete Pfützen, deren Böden von der siedenden Sonne der Sierra Madre zu einer Skulptur brechender Krusten aufgeworfen scheinen. Dürres Gras, das vom Wind gepeitscht Halbkreise in den Sand malt wie auf Nordsee-Dünen. Brackige Teiche wie auf einer Abraumhalde im Lande Surreal. Und in dieser bizarren Szenerie ein Motorradfahrer – wie ein Jedi-Ritter auf Abwegen…“

Biografie

Michael Ewen, geboren 1947 in Sülm / Eifel, 1969-1973 Studium Grafik-Design an der FHS Trier, 1972 Mitbegründer der Vereinigung junger Fotografen (VJF) in Trier, 1973-1977 Studium der Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Seit 1980 Kunstpädagoge am Gymnasium am Fredenberg, Salzgitter. 1982-1983 Lehrauftrag zum Thema Portrait an der Hochschule Hildesheim, Abt. Kulturpädagogik. 1986 Gaußschule, Braunschweig. 1999 Mitbegründer der Fotogruppe punctum. 2011 Videoportrait des Fotografen Ivano Polastri für die Biennale Venedig.