Waldfrevel im Querumer Forst zu Braunschweig
Gerd Salzer

Statement: Waldfrevel im Querumer Forst zu Braunschweig

Der Anfang des Ausbaus der Start- und Landebahn des Braunschweiger Flughafens im Jahre 2010 war das traurige Ende des Landschafts- und Vogelschutzgebiets Querumer Forst.

Angeblich sollte die Verlängerung der Piste das Potenzial des Forschungsflughafens erhöhen und u. a. Tests und Flugversuche mit dem Airbus A320 ermöglichen. Eines dieser Großflugzeuge gehört zur VW-Flotte. Ob der Ausbau Sinn macht oder in erster Linie der Bequemlichkeit des VW-Konzerns dient, ist bis heute heiß umstritten. Es ist auf jeden Fall ein schwerwiegender Eingriff in das Ökosystem und verändert dauerhaft die Verkehrssituation im Norden Braunschweigs.

Trotz zahlreicher Bürgerproteste, demonstrativer „Waldspaziergänge“, Mahnwachen und anderen Aktionen von Natur- und Umweltschützern sowie der besonders betroffenen Anwohner in den nahegelegenen Ortsteilen begann im November 2010 der Großangriff auf den Wald. Mit schwerem Gerät wurden in der Folgezeit ca. 43.000 Bäume abgeholzt oder gekappt, eine Fläche von 90 ha gerodet. Dabei ging es nicht nur um „Stangenholz“, welches „geerntet“ wurde, wie es die Befürworter der Pistenverlängerung verniedlichend nannten, sondern auch um bis zu 200 Jahre alt gewordene Eichen und Buchen. Erschüttert habe ich fotografiert, was aus dem ausgewiesenen Naturschutzgebiet wurde.

Zwar hat man begonnen, im weiteren Umland ersatzweise aufzuforsten – ob das aber den angerichteten Schaden heilen wird, ist zu bezweifeln. Auf sauerstoffspendende Waldgebiete, in denen Menschen und Tiere leben und sich erholen, in denen die vertriebenen Vögel wieder nisten können, werden wir wohl noch lange warten müssen. Der Grundwasserspiegel muss sich neu einpendeln. Übrigens präsentiert sich der Flughafen Braunschweig–Wolfsburg nicht mehr so sehr als Forschungsflughafen, sondern als attraktiver und leistungsfähiger Partner im Geschäftsreiseverkehr. Sein jährliches Defizit liegt laut TAZ (Dezember 2015) allerdings bei 2,5 Millionen Euro. Ende 2015 verkündete VW-Chef Müller derselben Quelle zufolge, dass VW seinen Business–Airbus A319 abschafft. Die verlängerte Piste bleibt. Der Wald ist weg.

Biografie

geboren 1938 in Halle (Saale)
Lehre als Stahlbauschlosser
Einführung in die Foto- und Fotolaborarbeit im Ausbildungsbetrieb
weiter Autodidakt
Studium der Regional- und Wirtschaftswissenschaften
Angestellter
1992 Ausbildung zum Public Relations-Berater
seit 1995 in Braunschweig
1996-1997 Mitarbeit im Museum für Photografie Braunschweig
Mitwirkung in der Arbeitsgruppe Fotografie des Louise-Schroeder-Hauses Braunschweig (LSH)
Mitwirkung an thematischen Einzel- und Gesamtausstellungen im LSH, im Kulturzentrum Brunsviga sowie in diversen Begegnungszentren der Stadt Braunschweig