Innerhalb der Sammlung „Kulturlandschaften“ der Braunschweigische Landschaft e. V. befinden sich u.a. Fotografien aus dem Archiv des Braunschweigischen Landesmuseum sowie ein Konvolut an Fotografien aus dem Archiv von Jürgen Hodemacher.
In den historischen Aufnahmen, die zwischen 1910 und 1930 entstanden sind, lassen sich die veränderten Strukturen, die sich im Zuge der Industrialisierung entwickelten, gut nachvollziehen. Sie zeigen, dass Niedersachsen stark durch seine Agrarkultur geprägt war, darüber hinaus aber seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine wichtige Industrieregion darstellte.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts stellten sich in Deutschland – so auch in Braunschweig – die ersten Handwerksbetriebe auf eine maschinelle Fertigung um und leiteten damit das Zeitalter der Industrialisierung ein. Neben wirtschaftlichen Umbrüchen brachte die Industrialisierung auch einen enormen gesellschaftlichen Umschwung mit sich. Bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war das Herzogtum Braunschweig ein Agrarstaat, die Hauptstadt Braunschweig eine eher beschauliche Residenzstadt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Industrialisierung Braunschweigs besonders im Bereich der Eisen- und Maschinenindustrie so weit fortgeschritten, dass sich aus den ursprünglich handwerklich geprägten Belegschaften eine klassenbewusste, durch die Industriegesellschaft geprägte Arbeiterschaft entwickelte.
Die historischen Fotografien aus dem Archiv von Jürgen Hodemacher zeigen vorwiegend landwirtschaftlich geprägte Tätigkeitsbereiche wie von Holzfällern im Wald oder Landarbeitern auf dem Feld. Als Journalist, Publizist und Verfasser zahlreicher Bücher über die Braunschweiger Geschichte und Stadtentwicklung besitzt der 1938 in der Löwenstadt geborene Jürgen Hodemacher ein umfangreiches Bildarchiv, aus dem er exemplarische Fotografien, die auch durch eigene Aufnahmen ergänzt wurden, für die Sammlung „Kulturlandschaften“ zur Verfügung stellte. Die Aufnahmen aus dem Bestand des Braunschweigischen Landesmuseums hingegen sind Belege für die industrielle Entwicklung in der Region. Beide Archivbestände dokumentieren den Umstand der Veränderung innerhalb der Arbeiterkultur zu Anfang des 20. Jahrhunderts.
Um soziale Verknüpfungen in der Gesellschaft zu analysieren und abzubilden, kann dem Medium Fotografie eine herausragende Stellung zugeschrieben werden. Gerade die Arbeiterfotografie als Teilbereich der sozialdokumentarischen Fotografie rückt hierbei in den Vordergrund. Die Fotografie entwickelte sich zum Vehikel für ein neues Verständnis von Authentizität und diente als Dokument wirklicher Ereignisse. Motive der Arbeitswelt und der Lebensumstände der „arbeitenden Klasse“ finden hier konkreten Ausdruck. Die Aufnahmen aus der Sammlung bezeugen als Dokumentationen angelegt die bestimmten Tätigkeitsformen wie auch das Arbeitsumfeld der in der Region beheimateten Menschen und der in Braunschweig ansässigen Fabriken und Unternehmen. Sie sind aber auch historische Belege für die Tätigkeitsgebiete und die Existenz von Firmen, die es heute nicht mehr gibt oder die nicht mehr zugänglich sind. [cm]