Bei dem Nachlass Prötzel handelt es sich um sechs Aufnahmen des Amateurfotografen Fritz Prötzel (1883-1972), Sohn des ehemaligen Braunschweiger Polizeidirektors und Gutsherren der Burg Esbeck, August Prötzel. Die Originalaufnahmen stammen aus der Zeit zwischen 1900 und 1914. Bei den Fotografien aus der Sammlung der Braunschweigischen Landschaft handelt sich um Reproduktionen, hergestellt von der Fotografin Jutta Brüdern. Das Entstehungsdatum der Reproduktionen ist unbekannt.
Mit dem Braunschweiger Großbürgertum eng verbunden, bildet die Grundbesitzerfamilie Prötzel auf ihrem Gut Esbeck ein typisches Beispiel von Gutsherren aus der Gründerzeit: Die Fähigkeit ein Landgut an die neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten anzupassen, hatten sie in der Zeit der kaufmännischen Vergangenheit erworben und unter Beweis gestellt.
Auf der Burg Esbeck bei Schöningen (Braunschweiger Land) hält Prötzel das gesellschaftliche Leben der Gutsherren und die Arbeit der Angestellten vor Ort fest. Die fotografische Dokumentation des Gutsherrensohnes ermöglicht somit einen Einblick in das Tagesgeschehen auf einem Herrensitz der Jahrhundertwende. Zu sehen sind Menschen in ihrer häuslichen Umgebung, bei der Arbeit auf dem Gelände und in ihrer Freizeit. So zeigt Prötzel u. a. Einblicke in die alltägliche Arbeit des Personals in der Küche und auf dem Hof.
Trotz der neutralen Aufnahmesituationen scheint es dem Fotograf nicht um eine „objektive“ Dokumentation der vorgefundenen Situationen zu gehen, sondern vielmehr um die einzelnen Menschen, die in seinen Fotografien im Mittelpunkt stehen und sich u.a. durch ihre Körpersprache und ihre Umgebung ausdrücken.
So nimmt Fritz Prötzel in seiner Serie „Landleben auf der Burg Esbeck bei Schöningen“ Sichtweisen des Alltäglichen auf, in denen das eigene Erleben der Menschen dieser Region zum Ausdruck kommt. [kt]