Statement: Siedlung Lehndorf
Die Fotografien der Serie Siedlung Lehndorf sind Teil einer Bestandsaufnahme und Spurensuche, die Gerd Vennemann auf zahlreichen Spaziergängen durch die Braunschweiger Siedlung Lehndorf unternahm, um die baulichen Veränderungen an den ehemaligen Siedlungshäusern zu dokumentieren. In einer dieser ruhigen Straßen des Vorortes hatte er mit seiner Familie in den 1960er Jahren zeitweise gelebt.
Im Vorübergehen und als Serie angelegt, fotografierte Vennemann das veränderte Erscheinungsbild seines ehemaligen Wohnquartiers mit einer Spiegelreflexkamera; einige – frühe – Aufnahmen machte er mit einer Polaroid-/Sofortbildkamera.
Dem Fotografen zeigte sich ein Panorama des unvermeidlichen Wandels eines Lebensstils, dem
Pragmatismus der Menschen geschuldet, die hier seit Jahrzehnten stadtnah und zugleich in grüner Umgebung leben.
Lehndorf Siedlung wurde 1934 für Neusiedler gebaut. Seitdem wurden die schlichten Häuser den jeweiligen Bedürfnissen angepasst, der zunächst enge Wohnraum erweitert und umgebaut.
Zusätzlich zu den ursprünglichen Kleinsiedlerhäusern aus Vennemanns Jugend entstanden im Lauf der Jahrzehnte zweigeschossige Doppelhäuser und stattliche Einfamilienhäuser.
Die früher als Nutzgärten angelegten Vorgärten mit Obstbäumen sind mittlerweile für die Bewohner nicht mehr zeitgemäß und umgewandelt worden in gepflasterte Einfahrten mit Parkplätzen für PKW oder im Winterquartier abgestellte Wohnwagen. Eine umfangreiche Selbstversorgung der Bewohner mit Obst und Gemüse wurde hier längst aufgegeben – sie ist heute nur ein Relikt aus der Nachkriegszeit und aus Gerd Vennemanns Erinnerung.
Neu für Vennemann waren auch Giebel in zahlreichen Varianten und unterschiedlich ausgebaute Dächer. Diese Motive machen einen großen Teil der Fotoserie aus, stets frontal vom Bürgersteig aus aufgenommen. Die verschiedenen Dach-Varianten veränderten das früher einheitliche Erscheinungsbild dieser vorstädtischen Kleinsiedlung stark, deshalb lagen sie im Fokus des Fotografen bei dieser Bildserie.