der affenfelsen
Jule Lagoda

Statement: der affenfelsen

er ist ein allseits bekanntes konstrukt. über die jahre haben er und sein umfeld sich vertraut gemacht. seit 1976 hat er sich in die nachbarschafts-architektur und in das gedächtnis aller integriert. sein brutalistisch anmutender baustil ermöglicht es, viele menschen auf wenig raum unterzubekommen. dies ist eine der zentralen ideen des wohnens der 1960er/70er jahre.

zwar bei vielen unbeliebt, muss man dennoch von einem ästhetischen koloss reden. er hält die balance zwischen individueller form und massenabfertigung. ein passendes bild zu unserer gesellschaft, die auf der einen seite geprägt ist vom drang nach individualität und auf der anderen durch einen immerwährenden überfluss von gleichen produkten davon abgelenkt wird.
nun wird der renovierungsbedürftige felsen „überklebt“.
was passiert durch seine neue fassade? wird er gezwungener weise eine neue identität annehmen?
ich als nachbarin kann mir nur schwer vorstellen den gewohnten anblick aus dem badezimmerfenster mit einem neuen auszutauschen. seine neue hülle, glatt und in schwarz/rot, birgt nicht die gleiche materialität.
man kann die zukünftige schon erahnen.
das bisher sichtbare der neuen fassade wirkt wie aufgesetzt.
vergleichbar mit der bevorstehenden aufstockung der mietpreise, die durch die renovierung zustande kommt.

geht es um notwendige instand-haltung oder unnötige eliminierung eines zeugnisses architekturaler geschichte?

in jedem fall: lasst uns diesen ästhetischen giganten in guter erinnerung behalten!

es lebe der affenfelsen! es lebe das (regionale) gedächtnis!

 

Biografie

geboren 1992 in Wuppertal
Studentin der Kunst-& Erziehungswissenschaften an der Hochschule für Bildende Künste und der Technischen Universität in Braunschweig
zzt. Teil der Leitung in der Galerie für Fotografie, Hannover