Thomas Blume – Utopie-Inseln
Thomas Blume fotografiert urig-rustikale (Eck-)Kneipen, Gaststätten und Wettbüros, die seit mehreren Jahrzehnten, manchmal auch schon über ein halbes Jahrhundert in Braunschweig und Umgebung existieren. Kneipen, an denen man unzählige Male vorbeigeht, die man dann aber gemeinhin doch nicht betritt. Und dennoch strahlen diese Orte einen geheimnisvollen Reiz aus. Was verbirgt sich im Inneren dieser „Utopie-Inseln“, wie sie Thomas Blume verheißungsvoll nennt? Die frontal aufgenommenen Lokale wirken in ihrer Flächigkeit, durch die zugezogenen Rollläden und den durch Werbeschilder bedeckten Fenstern verschlossen und anonym, auch wenn der äußere Anblick, mit dem sie sich je ins Stadtbild integriert haben, den Vorbeiziehenden nur zu gut bekannt sein mag. [vw]
Statement:
Utopia ist ein Nirgend-Ort. Alle wollen dort Glück und Lust genießen. Doch das Zeitalter der Utopien ist vorüber. Es hat sich ausgedient mit der Utopie, doch die tiefe Sehnsucht danach ist den Menschen geblieben. Nirgendwo sonst als in Kneipen, Gaststuben und Wettbüros stillen meiner Meinung nach die Menschen diese Sehnsucht – redend, trinkend und wettend. Manchmal bis zum Rausch oder der Pleite. In den „Utopie-Inseln“ suchen sie nach der Wiederherstellung des „Auges der Utopia“ – meistens vergeblich.
Die Serie illustriert den Kontrast zwischen „Innen“ und „Außen“. Die, die drInnen sind, sind Glaubende und Suchende, die, die abblätternde Schäbigkeit des drAußens nicht interessiert. Nichtgläubige bleiben allein durch das Abbild der Schäbigkeit außen vor, kommen so aber auch nicht ins Innere der „Utopie-Inseln“, wo ein eigener Kosmos der Suche herrscht.