Statement: Gefahrengebiet – ABC der Protestzeichen
Niedersachsen belegt in Sachen Atommülllagerung in Deutschland unbestreitbar einen Spitzenrang: Im Dreieck zwischen den Landkreisen Braunschweig-Wolfenbüttel, Salzgitter und Grohnde bei Hameln sowie dem Landkreis Lüchow-Dannenberg lagern Müllfässer mit radioaktiven Abfällen. Im Landkreis Wolfenbüttel verrotten im ehemaligen Salzbergwerk Asse etwa 120.000 Fässer Atommüll, die in den 1960er- und 1970er-Jahren dort unsachgemäß eingelagert wurden. Der ehemalige Schacht Konrad in Salzgitter wird als Endlager für schwach bis mittelradioaktiven Abfall umgebaut. Das Kernkraftwerk Grohnde betreibt ein Zwischenlager für radioaktiven Abfall und auf dem Gebiet der ostniedersächsischen Gemeinde Gorleben stehen in oberirdischen Zwischenlagern gegenwärtig 113 Behälter mit abgebrannten Brennelementen, sogenannte Castoren mit hochradioaktiven Abfällen. In Salzgitter hat das Bundesamt für Strahlenschutz als oberste Bundesbehörde für Strahlenschutz seinen Sitz.
Wie sieht Protest gegen diese Gemengelage aus? Bürgerinitiativen verstehen sich heute als Aufklärer und Widersacher zu geplanten politischen Entscheidungen. Anders als zu früheren Zeiten wird gegenwärtig aber nicht mehr für eine Revolution demonstriert, sondern gegen konkrete Projekte des Systems und damit einhergehend für die Unversehrtheit oder Wiederherstellung einer Lebenswelt, die man in ihrer Existenz bedroht sieht. Um ihr Recht auf Meinungsäußerungen kundzugeben, gebrauchen Bürgerinitiativen neben schriftlich fixierten Einwendungen häufig Protestzeichen, um so mit friedlichen Mitteln Aufmerksamkeit für ihre Sache zu erzeugen. Diese Protestzeichen fungieren dabei als plakative Passepartouts, die auf die zu erwartende Bedrohung der Umwelt aufmerksam machen. Die Bedrohung wird durch das Zeichen erst konkret, da man sonst den Eindruck hat, schutzlos ausgeliefert zu sein gegen gewinnorientierte Konzerne.
Das gelbe X der Atomkraftgegner im Wendland gilt vielen Bürgerinitiativen als Vorbild. Daneben gibt es das gelbe A der Asse-Gegner, den gelben Pfeil für die Verlegung von Erdkabeln, Nein zu Ferkel- und Mastzuchtanlagen, Windkraftparks etc.
Meine Fotografien verstehe ich in der Tradition von Günter Zint, dessen Buch „Atomkraft“ (1979) zu den wichtigsten Zeugnissen der deutschen Anti-Atomkraftbewegung gehört.