Archiv der Kategorie: Architektur / Stadt

Braunschweig im Scherenschnitt
Vivien Slopianka

Statement: Braunschweig im Scherenschnitt

Schwarz, Weiß, kontrastreich, einfach.
Animiert durch das Schwarz-Weiß alter Kupferstiche, die das Panorama einer Stadt zeigten.
Markant herausragend, als oftmals größte Gebäude einer Stadt, die Kirchen.
Diese Kupferstiche würden heute anders aussehen.

Meine Schwarz-Weiß-Serie zeigt Braunschweiger Kirchen und altertümliche Bauten, oft in Verbindung mit einem Gebäude oder Gegenstand neuerer Zeit. Mal läuft eine Stromleitung durchs Bild, mal ein Lüftungsschacht und dahinter oder daneben die markanten Silhouetten, die Spitzen und Türme einer Stadtlandschaft im Scherenschnitt.

Biografie

Ausstellungen / Veröffentlichungen
2006 Brunsviga, Braunschweig
2007 Godersa / Fa. Fliesenwinter
2007 Pflegeheim Wendhausen
2008/2009 VBV – Borsigstraße
2009 Ausstellung und Buchvorstellung in der „Alten Schmiede“ der BMA Braunschweig
2009/2010 Universitätsbibliothek der TU Braunschweig
2009 Veröffentlichung des Bildbandes „Braunschweig von hinten“

Das regionale Gedächtnis im Spiegel unserer Zeit
Ernst Wagner

Statement: Das regionale Gedächtnis im Spiegel unserer Zeit

Nicht nur im Advent kommen hell erleuchtete Schaufenster und ihr dekorativer Zeitgeist unseren Wünschen und Bedürfnissen entgegen. Spiegelungen darin können die Vergangenheit einblenden. So ermöglicht Fotografie, bei geeignetem Blickwinkel, das regionale Gedächtnis im Spiegel unserer Zeit zu vermitteln.

Biografie

Ernst Wagner, geboren 1944 in Bad Wiessee, aufgewachsen in München, Beruf Chirug, wohnhaft Braunschweig.

 

Utopie-Inseln
Thomas Blume

Thomas Blume – Utopie-Inseln

Thomas Blume fotografiert urig-rustikale (Eck-)Kneipen, Gaststätten und Wettbüros, die seit mehreren Jahrzehnten, manchmal auch schon über ein halbes Jahrhundert in Braunschweig und Umgebung existieren. Kneipen, an denen man unzählige Male vorbeigeht, die man dann aber gemeinhin doch nicht betritt. Und dennoch strahlen diese Orte einen geheimnisvollen Reiz aus. Was verbirgt sich im Inneren dieser „Utopie-Inseln“, wie sie Thomas Blume verheißungsvoll nennt? Die frontal aufgenommenen Lokale wirken in ihrer Flächigkeit, durch die zugezogenen Rollläden und den durch Werbeschilder bedeckten Fenstern verschlossen und anonym, auch wenn der äußere Anblick, mit dem sie sich je ins Stadtbild integriert haben, den Vorbeiziehenden nur zu gut bekannt sein mag. [vw]

Statement:

Utopia ist ein Nirgend-Ort. Alle wollen dort Glück und Lust genießen. Doch das Zeitalter der Utopien ist vorüber. Es hat sich ausgedient mit der Utopie, doch die tiefe Sehnsucht danach ist den Menschen geblieben. Nirgendwo sonst als in Kneipen, Gaststuben und Wettbüros stillen meiner Meinung nach die Menschen diese Sehnsucht – redend, trinkend und wettend. Manchmal bis zum Rausch oder der Pleite. In den „Utopie-Inseln“ suchen sie nach der Wiederherstellung des „Auges der Utopia“ – meistens vergeblich.
Die Serie illustriert den Kontrast zwischen „Innen“ und „Außen“. Die, die drInnen sind, sind Glaubende und Suchende, die, die abblätternde Schäbigkeit des drAußens nicht interessiert. Nichtgläubige bleiben allein durch das Abbild der Schäbigkeit außen vor, kommen so aber auch nicht ins Innere der „Utopie-Inseln“, wo ein eigener Kosmos der Suche herrscht.

Biografie

Thomas Blume, geboren 1967, Bibliothekar & Journalist. In der Fotografie Autodidakt, dabei dem Dokumentarischen verpflichtet.

Roggenmühle Lehndorf
Michael Ewen

Statement: Roggenmühle Lehndorf (2006/2007, Digitalprints)

Die „Roggenmühle Lehndorf AG“ wurde von 1912 bis 1916 nach Plänen des Architekten Otto Orlishausen auf Betreiben der „Braunschweiger Roggenmühle AG“ an der Hannoverschen Straße im Stadtteil Lehndorf errichtet. Sie diente zeitweise auch als Versuchsanlage der „Mühlenbau- und Industrieaktiengesellschaft“ (MIAG). 1921 erfolgte ein Zusammenschluss mit der heute noch bestehenden „Mühle Rüningen GmbH & Co KG“. 1934 wurde der markante Wasserturm errichtet, um genügend Wasserdruck für die Sprinkleranlage bereit zu halten. 1987 endete der, mittlerweile unter Denkmalschutz gestellte, Betrieb der Mühle.

Die Roggenmühle wurde beim Luftangriff am 15. Oktober 1945 schwer beschädigt und bis 1948 wieder aufgebaut.

In der Mühle fanden mehrere Brände statt, wovon der letzte im Jahre 2007 mit dem Einsturz von Teilen des östlich gelegenen Silokomplexes der folgenschwerste war.

Ich habe die Innenraumfotos 2006 noch vor dem Brand hergestellt. Teile der Mühlentechnik sind zu diesem Zeitpunkt noch vorhanden, andere wurden nach der Stilllegung nach Südafrika verkauft. Während und nach dem Brand (April 2007) entstanden weitere Aufnahmen.

Die mittlerweile sanierte Mühle wird heute von Büros, Kleingewerbe und Gastronomiebetrieben genutzt.

 

Biografie

Michael Ewen, geboren 1947 in Sülm/Eifel, 1969-1973 Studium Grafik-Design an der FHS Trier, 1972 Mitbegründer der Vereinigung junger Fotografen (VJF) in Trier, 1973-1977 Studium der Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Seit 1980 Kunstpädagoge am Gymnasium am Fredenberg, Salzgitter. 1982-1983 Lehrauftrag zum Thema Portrait an der Hochschule Hildesheim, Abt. Kulturpädagogik. 1986 Gaußschule, Braunschweig. 1999 Mitbegründer der Fotogruppe punctum. 2011 Videoportrait des Fotografen Ivano Polastri für die Biennale Venedig.

Seitenblicke
Siegfried Trogisch

Statement: Seitenblicke

Die Bildserie „Seitenblicke“ entstand im Rahmen eines Buchprojektes, in dem sich der Autor und Fotograf Siegfried Trogisch mit der Geschichte und der urbanen Atmosphäre des Östlichen Ringgebietes in Braunschweig auseinandersetzte (Siegfried Trogisch, Zeitenwechsel – Von Kutsche und Konserve zu Kunst und Kaffee: Das Östliche Ringgebiet in Braunschweig. 2012. Unveröffentlichtes Manuskript.)

Die Arbeit „Seitenblicke“ ist dabei das Ergebnis des Versuchs des Autors, sich als Flaneur im Quartier zu bewegen und dabei dessen besondere Atmosphäre subjektiv zu erleben und als „urbanes Stillleben“ fotografisch einzufangen. Die Ergebnisse beinhalten insoweit Komponenten des Genres der Straßenfotografie. Er nutzt die Schaufenster für „Erzählungen“ über die quartiersbezogenen Aktivitäten hinter dem Fenster, wie auch als Spiegel des urbanen Umfeldes, das sich davor entwickelt. Die Ergebnisse schwanken zwischen surrealen und dekonstruktivistischen Bildeindrücken.

Biografie

Siegfried Trogisch, geboren 1940, lebt seit 1986 in Wolfsburg.
1961-1968 Architektur-Studium (Hochbau, Städtebau und Wohnungswesen) an der TH/TU Braunschweig, 1968 Dipl.-Ing., Architekt
1968-2004 Projektmanagement und Unternehmensleitung in der Planungs-, Stadtentwicklungs- und Immobilienwirtschaft
seit 2004 Berater, ehrenamtliches Engagement, Autor und Fotograf
2004-2008 Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Fotografische Arbeiten bei Sonja Wegener und Maria Sefsz, Gasthörer und Privatunterricht
www.siegfried-trogisch.de

Die Proteste gegen den Wiederaufbau des Residenzschlosses
Karl-Christian Amme

Statement: Die Proteste gegen den Wiederaufbau des Residenzschlosses

Am Kriegsende 1945 war ich knapp neun Jahre alt. Wir wohnten in der Fasanenstraße. Unser Spielplatz waren die ringsherum ausgebombten Ruinen, der Museumspark sowie der Theaterpark und in der Hauptsache die Schlossruine. Der erste Raum, den wir entdeckten, war der Spiegelsaal. Viele Spiegel waren unbeschädigt. Doch als wir den Raum verließen, war kein Spiegel mehr ganz. Die Treppe zur Quadriga war abgebrannt, das Geländer stand aber noch. Am Geländer sind wir nach oben geklettert. Die Quadriga war eine Etage tiefer gesackt, war aber noch komplett in Ordnung. Wir ritten auf den Pferden, was nicht ganz einfach war, da diese doch riesig groß waren. Eines Tages war von der Quadriga nur noch das Rundstahlgerüst übrig. Hiervon hat Hans Steffens eine Fotografie gemacht. Wie er da hoch gekommen ist, weiß ich nicht.

1955 übereignete das Land Niedersachsen die Schlossruine der Stadt Braunschweig mit der Auflage, es innerhalb von fünf Jahren wieder aufzubauen oder abzureißen. 1960 wurde im Rat der Stadt Braunschweig mit zwei Stimmen Mehrheit beschlossen, die Schlossruine abzureißen. Unter starken Protesten der Braunschweiger Bevölkerung wurde damit am 18. März 1960 begonnen. 1963 wurde der nun neu gestaltete Schlosspark eröffnet. In den Jahren 1973 – 74 wurde der Park umgestaltet und mit einem Wasserbecken versehen, in dem original korinthische Kapitelle der Schlossportikus-Säulen platziert wurden. Eine gläserne Pyramide wurde errichtet, welche als Lesestube der öffentlichen Bücherei Benutzung fand. Später war dort ein gern besuchtes Café (Cristallo).

Am 20. April 2005 wurde das gesamte Areal des Schlossparks mit einem ca. 3 m hohen Bauzaun abgesperrt und das gesamte Inventar (wie Spielgeräte, Skulpturen, Lampen und andere Dekorationsgegenstände) fiel dem ECE¹ zu. Am 18. Mai (in der Brutzeit) wurden vom Bauherrn 255 Bäume gefällt, darin eingeschlossen, einige über hundertjährige Bäume, die noch aus der Zeit des ursprünglichen Schlossgartens stammten.

Am 29. März 2007 wurden die „Schloss-Arkaden“ eröffnet.

Ab 1855 wurde nach einem Entwurf von Ernst Rietschel eine von dem Erzgießer und Kupfertreiber Georg Howaldt gefertigte erste Quadriga mit der Brunonia auf dem Mittelteil des Schlosses montiert. In den Jahren 2006/2008 wurde eine dritte Version der Quadriga auf Grundlage eines Originalmodells Rietschels, das im Maßstab 1:3 in Dresden erhalten geblieben war, gefertigt. Diese wurde am 23. Oktober 2008 auf dem Mittelteil des Gebäudes aufgestellt.

Wenn ich heute den Bohlweg entlangkomme oder über den Schlossplatz gehe, habe ich Erinnerungen an meine frühe Jugend. Das Schloss gehört dorthin, aber nicht was dahinter ist.

 


¹ Die ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG ist ein deutsches Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg, das gewerbliche Großimmobilien entwickelt, umsetzt, vermietet und betreibt.

 

Biografie

Karl-Christian Amme, geboren 1936 in Braunschweig
Erlernter Beruf: Karosserie-+ Fahrzeugbauer
Studium an der Fachhochschule für Karosserie- + Fahrzeugbau in Hamburg
Abschluss: Ing. (grad.) für Fahrzeugtechnik
Nach Eintritt in die Rente Praktikum als Fotograf
Kleinere Ausstellungen, in der Hauptsache Fotografie im Bereich Jazz

Von abgeblättert bis Neon
Vivien Slopianka

Statement: Von abgeblättert bis Neon – Werbung Braunschweiger Firmen auf Hausfassaden

2006 fing ich an, gemeinsam mit Dieter Bätge (gelernter Schriftenmaler), noch vorhandene, alte Fassadenbeschriftungen Braunschweiger Firmen abzulichten. Bald kamen auch Aufputzwerbungen und Neonreklamen hinzu.

Gemeinsam verfassten wir den Bildband „Braunschweig von hinten“, der 2009 veröffentlicht wurde. In diesem Buch sind viele der gesammelten Hausbeschriftungen zu sehen.

Etliche dieser Werbungen gibt es heute nicht mehr oder sind bis zur Unkenntlichkeit verblasst. Der Einzel- und Fachhandel stirbt nach und nach aus und mit ihm die alten Neonreklamen und Werbeschriften, die lange Zeit die Stadtbilder zierten.

Einige davon möchte ich hier im „Regionalen Gedächtnis“ präsentieren.

Biografie

Ausstellungen / Veröffentlichungen
2006 Brunsviga, Braunschweig
2007 Godersa / Fa. Fliesenwinter
2007 Pflegeheim Wendhausen
2008/2009 VBV – Borsigstraße
2009 Ausstellung und Buchvorstellung in der „Alten Schmiede“ der BMA Braunschweig
2009/2010 Universitätsbibliothek der TU Braunschweig
2009 Veröffentlichung des Bildbandes „Braunschweig von hinten“

Theater Wolfsburg
Birte Hennig

Statement: Theater Wolfsburg

In meiner Arbeit „Theater Wolfsburg“ habe ich dieses Theater vor einer langen Umbaupause fotografiert. Ich halte den Moment fest, bevor der Umbau beginnt. Mich interessiert das, was gerade noch eben sichtbar ist und vielleicht für immer verschwindet.

Bei meiner Recherche zu dieser Arbeit bin ich auf Fotografien von Candida Höfer gestoßen, die auch schon an diesem Ort fotografiert hat.

Biografie

Birte Hennig, geboren 1965, Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig mit dem Schwerpunkt Fotografie. Diplom Freie Kunst 2005.
Lebt und arbeitet in Braunschweig.
www.birtehennig.de

Ex-Hertie
Ulf Jasmer

Statement: Ex-Hertie

Das Internet, das geänderte Kaufverhalten der Verbraucher und die global agierenden Hedgefonds mit ihren Mietforderungen können dazu beitragen, dass Kleinstädte am Rande von Großstädten drohen „auszubluten“ und in ihrer Struktur beschädigt zu werden. Beispielhaft für die immer globaler werdenden Verknüpfungen zwischen individuellem Kaufverhalten und gestandenen alteingesessenen Kaufangeboten steht hier der Niedergang der Kaufhauskette Hertie.

In bester städtischer Lage stehende Immobilien wurden geräumt. Ein mitunter Jahre andauernder Leerstand beherrscht die Situation in diesen Städten. Die BürgerInnen und die Kommunalpolitik haben kaum eine Möglichkeit, eine Lösung des Problems zu erzwingen. Die Städte verlieren an Kaufkraft, Einnahmen und letztendlich auch an Leben – eine Abwärtsspirale beginnt. Manchen Kommunen gelingt es nach Jahren, die brachliegenden Immobilien aufzukaufen und mithilfe neuer Ideen in der Städteplanung zu versuchen, die Städte wiederzubeleben und das Blatt zu wenden.

Mein Fotoprojekt zeigt das frühere Hertie-Gelände in Peine. Die Bilder zeigen Außen- und Innenaufnahmen des Gebäudes. Die Ohnmacht bricht sich Bahn, aber auch Hoffnung keimt.

Das Gebäude wird damit zu dem Spiegel dessen, was wir darin sehen oder auch nicht sehen wollen. Dies zeigt sich in Schmierereien, Vandalismus, Zerstörungswut oder aber sinnreichen Sprüchen. Ein stiller, mitunter auch schriller Ausdruck der Gesellschaft am greifbaren Objekt.

Die Stadtverwaltung konnte nach erfolgreichem Kauf der Immobilie gerade einen Investoren-Wettbewerb ausschreiben. Momentan läuft die Auswertung der Anbieter und man ist voller Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet. Andere, in gleicher Lage befindliche Städte konnten dies bereits positiv umsetzen und das Leben wieder zurück in ihre Kleinstädte holen.

Die Geschichte wird fortgesetzt.

Dank an die Stadt Peine, insbesondere an unseren Oberbürgermeister Michael Kessler, der mir die Möglichkeit gegeben hat, das Innere des Gebäudes speziell für dieses Projekt unter Aufsicht zu betreten.

Biografie

Ulf Jasmer, geboren 1964 in Celle, arbeitet als Ingenieur in Braunschweig, lebt in Peine.
Beschäftigung mit der Fotografie ungefähr seit dem 10. Lebensjahr, Heranführung an die Fotografie durch den Vater, der gelernter Fotokaufmann war; als Autodidakt tätig.
Vermehrt Ausstellungen im regionalen Umfeld und mehrfacher Preisträger beim BLENDE Deutscher Zeitungsleser Fotowettbewerb.
www.jasmersphotos.de

Windmühle Abbenrode
Henrike Junge-Gent

Statement: Bockwindmühle Abbenrode

Das Motiv der Bockwindmühle Abbenrode war ein Zufallsfund anlässlich eines Ausfluges. Die Serie enthält weitere Aufnahmen des Gebäudes, nicht jedoch des Müllers, der den überraschenden Besuch etwas grimmig beäugte.

Biografie

Studium an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, erstes und zweites Staatsexamen, Promotion in Kunstwissenschaft. Veröffentlichungen zum Kunstsammeln, zur Rezeption der Klassischen Moderne, über Junge Kunst und zur Fotografie. Ausstellungsbeteiligungen Fotografie, Einzelausstellungen der Serie „Türen“, Ankauf durch das Museum im Schloss, Gifhorn.